Die neue WordPress 5.9 Version

Was kann WordPress 5.9 »Joséphine«?

Ende Jänner 2022 hatte das Warten ein Ende: Die neue WordPress Version 5.9 »Joséphine« wurde mit viermonatiger Verspätung veröffentlicht. Dies lag daran, dass die WordPress-Entwickler:innen das sogenannte Full Site Editing (FSE) bestmöglich vorantreiben und die Version mit vielen neuen Features ausstatten wollten. Das FSE soll ermöglichen, dass wir in Zukunft die gesamte WordPress-Site über ein und denselben Editor erstellen, individuell adaptieren und warten können. Auch für die Anpassung von Abschnitten, wie dem Header und dem Footer, wird dann die Nutzung eines Page-/Themebuilders nicht mehr zwingend notwendig sein.

Derzeit müssen für das WordPress FSE aber noch speziell dafür entwickelte Themes verwendet werden. Dadurch wird es noch einige Zeit dauern, bis die Mehrheit der WordPress-User:innen davon profitieren kann. Dennoch gibt uns die Version 5.9 wertvolle Einblicke in die Zukunft des FSE mit dem CMS WordPress.

Wir haben uns intensiv mit WordPress »Joséphine« auseinandergesetzt und nun die wichtigsten Neuerungen für euch erörtert. Zum Abschluss machen wir auch noch einen Ausblick auf WordPress’ zukünftige Entwicklung.

Die bedeutsamsten Änderungen

Die JavaScript-Softwarebibliothek React kann erstmals direkt in WordPress verwendet werden. Dabei kann React sowohl für die Backend-Bearbeitung als auch für die Anpassung des Frontends verwendet werden. Durch diese vereinfachte Integration von React können unsere Entwickler:innen wertvolle Zeit einsparen und auch SEO-Expertinnen und -Experten sowie Website-Betreiber:innen können vom vermehrten Einsatz von React profitieren, da das Tool als sehr suchenmaschinenfreundlich gilt.

Mit der Veröffentlichung der neuen Version gehen auch Erweiterungen des Gutenberg-Blockeditors einher. Nun könnt ihr beispielsweise eure gesamte Website-Navigation mithilfe von Gutenberg-Blöcken gestalten. Dies gilt für die Hauptnavigation sowie für untergeordnete Menüteile. Bei der neu organisierten Menügestaltung stehen zum Beispiel Blöcke für Seiten, Beiträge und externe Verlinkungen zur Verfügung. Insgesamt bestehen jetzt mehr als dreißig Theme-Blöcke, die wir zur Erstellung einer Website verwenden können.

Der Gutenberg-Editor wurde außerdem mit einer neuen Listenansicht ausgestattet. Diese Liste, die am linken Rand des Bearbeitungsfeldes angezeigt wird, zeigt euch alle auf der Seite verwendeten Blöcke untereinander an. Sollte sich einmal ein Block an einer falschen Stelle befinden, könnt ihr ihn problemlos mittels Drag-and-Drop an die richtige Position verschieben. Vor allem bei Seiten und Beiträgen, die viele unterschiedliche Blöcke enthalten, sorgt die neue Listenansicht für die nötige Übersichtlichkeit und vereinfacht dadurch nachträgliche Veränderungen der Seitenstruktur.

Eine weitere spannende Neuerung ist das sogenannte WordPress Intrinsic Design. Durch dieses sollen sich die Gutenberg-Blöcke automatisch an die jeweilige Bildschirm- beziehungsweise Fenstergröße anpassen. Diese Funktion sorgt dafür, dass ihr nicht mehr manuell festlegen müsst, ab welcher Pixelanzahl die Seiten in ihrer mobilen Größe dargestellt werden sollen. Dadurch kann die Optimierung des Responsive Designs deutlich schneller realisiert werden. Darüber hinaus sorgten die WordPress-Entwickler:innen für eine Verbesserung des Lazy Loadings, wodurch die Performance vieler Websites optimiert werden konnte.

Twenty Twenty Two Standard Theme

Mit dem Twenty Twenty Two Theme ist erstmals ein Block-Theme zum WordPress Standard-Theme geworden. Anhand dieses Musterbeispiels könnt ihr am besten erkennen, wie die neuen WordPress Features in der Praxis genutzt werden können.

Ihr könnt das Theme als eine Art Grundgerüst betrachten. Das Layout, die Schriften und die Farben jeder einzelnen Seite könnt ihr durch zahlreiche Gutenberg-Blöcke individuell gestalten. Bei der Nutzung eines FSE-Block-Themes müsst ihr beachten, dass der klassische Customizer, wie ihr ihn aus älteren WordPress-Versionen kennt, nicht mehr verfügbar ist. An dessen Stelle rückt dann der Editor, mit dem die Adaptierung des Themes erfolgt.

Wenn auch ihr Interesse am neuen Standard-Theme gefunden habt, könnt ihr es euch hier herunterladen.

Die Zukunft von WordPress – Ein Ausblick

WordPress 5.9 zeigt uns allen, dass FSE großes Potenzial hat und sich der Funktionsumfang mit der Veröffentlichung jeder neuen Version erweitert. Jedoch wird die aktive Nutzung von FSE voraussichtlich erst dann zunehmen, wenn ausgereiftere Block-Themes zur Verfügung stehen.

Wir sind der Meinung, dass der Gutenberg-Blockeditor durch seine stetige Weiterentwicklung für WordPress-Professionals immer nützlicher wird. Doch die zahlreichen Funktionen können insbesondere für WordPress-Anfängerinnen und -Anfänger eine Herausforderung darstellen. Wenn unerfahrene Nutzer:innen wichtige Einstellungen, beispielsweise im Header, abändern, kann dies an einem späteren Zeitpunkt zu unerwarteten Problemen für das Development-Team führen. Aufgrund dessen sollte genau abgeklärt werden, welche Bereiche der Website ohne Rücksprache mit den Entwickler:innen adaptiert werden können.

Insgesamt betrachtet kann das FSE die weltweite Anzahl an WordPress-User:innen erhöhen, da viele Website-Betreiber:innen auf der Suche nach einer All-in-One-Lösung sind und neben dem CMS an sich nicht zusätzlich Page- und Themebuilder verwenden möchten. Aller Voraussicht nach wird im Verlaufe des Jahres 2022 WordPress 6.0 veröffentlicht werden, welches einen erneuten FSE-Entwicklungsschub ermöglichen kann.

Dennoch werden auch weiterhin genaue Kenntnisse der gängigsten Skriptsprachen (HTML, CSS, PHP, …) erforderlich sein, um umfangreiche, einwandfrei funktionierende Unternehmenswebsites, Onlineshops und Plattformen zu programmieren, die genau euren Vorstellungen entsprechen. Insbesondere bei der Behebung von Bugs und bei der Integration von komplexen Website-Funktionen ist das Know-how von professionellen Web-Developer:innen gefragt. Kurz gesagt: FSE kann die Arbeitsprozesse bei der Web-Programmierung beschleunigen, aber der Umgang mit Skriptsprachen wird auch weiterhin Teil des Website-Erstellungsprozesses sein!